Projekt: C2M Test- und Erfahrungsuniversum

2023 wird Formwelt Health unter der Leitung von

  • Elena Beenen, Soziologin
  • Dr. Karin Kelle-Herfurth, Rehamedizinerin, Gesundheitsökonomin


damit beginnen, ein C2M Online Test-, Selbsterfahrungs- und Trainingsuniversum für Komplexitä
tsmanagement-Fähigkeiten zu bauen.


Projektdauer: 3 Jahre


Projektteam: Dr. Karim Fathi, Marina Gerdes, Michael Gerstner, Helga K
ölln, Dominik Ortelt, Gitta Peyn, Ilia Stambler, Ph.D.

Phase 1

Wir starten mit einer komplexen Online-Umfrage im Gesundheitsbereich zu Long COVID und ME/CFS, um Daten zu sammeln, wie sich die Fähigkeiten Betroffener, Sekundärbetroffener und von Fachpersonal unter diesen besonderen Krankheitsbelastungen und damit verbundenem körperlichen, geistigen, emotionalen und sozialen Stress entwickeln – oder wie sie sinken.

Uns interessiert insbesondere, inwieweit sich dies bei Long COVID und ME/CFS-Betroffenen auf das physische, psychische und soziale Wohlbefinden, die gesundheitsbezogene Lebensqualität, Funktionskapazität für Aktivitäten im Alltag und gesellschaftliche Teilhabe, Lebenszufriedenheit und die tätigkeitsbezogene Leistungsfähigkeit zur Arbeitsbewältigung auswirkt.

Komplexitätsmanagementfähigkeiten, wie sie im C2M-Modell (Peyn/Peyn, 2019) beschrieben werden, spielen eine Rolle beim Umgang mit allen Arten von komplexen Herausforderungen und Stress. In der Interaktion mit sich stetig verändernden Umwelten stellen hohe Anforderungen an das Management dieser komplexen, noch unzureichend erforschten chronischen Erkrankungen zusätzliche schwierige Bedingungen für Betroffene und ihre Mitmenschen dar. Unverständnis, Stigmatisierungs- und Diskriminierungserfahrungen sind weitere psychosoziale Belastungen und Barrieren hinsichtlich des Zugang von Gesundheitsleistungen und Chancen zur Arbeitsintegration.

Umso mehr sind Komplexitätsmanagementfähigkeiten als bedeutsame und gezielt zu stärkende Ressourcen zur Bewältigung, Prävention und förderlichen Lebensgestaltung zu sehen. Empirisch reduziert sich mit der Fähigkeit zu höherem Komplexitätsmanagement das Stresserleben. Es ist zu konstatieren, dass dies auch im Zusammenhang mit krankheitsbedingten Einschränkungen wahrnehmbar ist, die mit einem erhöhtem Bedarf an Ressourcen einhergehen und dass somit das C2M zu einer geringeren psychosozialen und gesundheitlichen Belastung beitragen kann. Dies könnte sich auch positiv auf eine Stabilisierung/bessere Kompensation von kognitiven Beeinträchtigungen, Fatigue und anderen Symptomen auswirken, die besonders alltagsrelevant und limitierend sind.

Dies wollen wir im Rahmen von wissenschaftlich begleiteten Projekten in unterschiedlichen Kontexten unter verschiedenen Fragestellungen untersuchen.

Einzelfallbeobachtungen in der Praxis deuten darauf hin, dass Betroffenen geholfen werden kann, wenn sie in die Lage versetzt werden, komplexe Zusammenhänge auf ihre Art und Weise greifbar zu machen und, angepasst an persönliche Voraussetzungen und ihr Leistungsvermögen, ihre eigenen Konzepte aufstellen. Sei es zum Verstehen, Reflektieren und Ausdrücken von Symptomen und deren Auswirkungen im Umgang mit plötzlichen und schwer einzuschätzenden körperlichen, kognitiven, psychischen, sensorischen oder kommunikativen Beeinträchtigungen. Oder beim Orientieren und Gestalten von neuen Lebenswegen in einschneidenden Umbruch- und Übergangssituationen und um veränderte Bedürfnisse, Grenzen und Bedarfe bewusster wahrnehmen und klarer kommunizieren zu können.

 

Übergreifende qualitative Gesundheits- und Komplexitätskompetenzmerkmale beeinflussen, ob und inwieweit Betroffene Stress als Anpassungsreaktion für sich nutzen können, ohne dass dies mit einer signifikanten Überforderung/Überbelastung und gesundheitsschädlichen Folgen verbunden ist. Maßgeblich ist der Zugang zu den jeweils nötigen Ressourcen und deren situativ wie kontextangemessene Nutzung über funktionale Regulations- und Managementprozesse in entsprechenden Handlungsspielräumen ihrer Lernumgebung in Lebens- und Arbeitswelten.

Komplexitätsmanagementfähigkeiten sind somit relevant in allen systemischen gesundheitlichen Kontexten und werden von uns langfristig in folgenden Bereichen beforscht:

  • Long COVID/Post-COVID-19-Syndrom
  • ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue Syndrom)
  • Kommunikationsresilienz im Umfeld Neurodiversität (z. B. hochfunktionaler Autismus/Asperger-Autismus, AD(H)S)
  • Alterserkrankungen und neurodegenerative Erkrankungen (z. B. Demenz)
  • Erkrankungsfolgen mit kognitiven Beeinträchtigungen (z. B. nach einem Schlaganfall)
  • Psychische Erkrankungen (z. B. Depression, Angststörung)

 

Weiterhin mit Bezug zur Professionalisierung von systemischer Gesundheitskompetenz im Arbeitskontext:

  • Verständnis- und verständigungsorientierte Kommunikation mit C2M im Gesundheitswesen
  • Integration von C2M in berufsorientierte Therapiekonzepte, Rehabilitation, soziale Arbeit
  • Betriebliches Eingliederungsmanagement und gesundheitsförderliche Arbeitsgestaltung
  • Berufliche Bildung und Job Coaching, individuelle Förderung und Arbeitsmarktintegration 

Im ersten Teilvorhaben liegt unser Fokus auf C2M Komplexitätsmanagementfähigkeiten bei Long COVID- und ME/CFS-Betroffenen. Für Neuerkrankte ist es essenziell, nicht nur über Wissen rund um diese Erkrankungen zu verfügen, sondern Probleme in verschiedenen Lebenssituationen und komplexen Zusammenhängen einordnen und benennen zu können. Für sich selbst und zum Beispiel in ärztlich-therapeutischer Konsultation. Dazu gehört auch, gesundheitliche Gefährdungen durch Überbelastung zu kennen und Warnhinweise für progrediente Verläufe frühzeitig zu erkennen.

Bei krankheitsbedingt eingeschränkten kognitiven Fähigkeiten, insbesondere mit verlangsamter Informationsverarbeitung, und wenn selbstregulatorische Fähigkeiten ungenügend ausgebildet sind, profitieren Betroffene von strukturellen Leitplanken und leicht zugänglichen alltagspraktischen Werkzeugen zur kinästhetischen, kognitiven und sprachlichen Unterstützung. Effektive symptomorientierte Selbsthilfe, effizientes Stress-, Risiko- und Komorbiditätsmanagement und Entlastung bei ersten kognitiven Defiziten ist von unmittelbarer Bedeutung für die einzelnen Individuen und letztlich für die Prognose – mit dem Ziel des Abwendens chronifizierender Verläufe.

Daher ist in diesem Feld eine umfassende, transdisziplinäre Betrachtung und differenzierte Primärdaten-Erhebung erforderlich, um weitere Fragen und Untersuchungen ableiten zu können: Inwieweit und für welche Gruppen durch C2M eine bessere Lebensbewältigung realisierbar ist. Ob eine realistische Selbsteinschätzung und Aussicht auf eine erfolgreiche soziale und berufliche Wiedereingliederung bei den Betroffen unterstützt wird – und unter welchen Randbedingungen. Und ob daraus ein besseres allgemeines medizinisches Gesamtbild aus systemischer Sicht zu Long COVID und ME/CFS resultieren wird.

Die Datensammlung soll das benötigte Material hervorbringen, um ein universelles, komplexes Online Test-, Selbsterfahrungs- und Trainingsuniversum zu entwickeln.

Dieses soll Betroffenen, Sekundärbetroffenen und Fachpersonal dabei helfen, ihre Komplexitätsmanagementfähigkeiten zu steigern und vorbeugend/begleitend Erfahrungen in Komplexitätsmanagement ermöglichen, die im Krankheitsfall oder in außergewöhnlichen Stresssituationen vorbeugend/begleitend wirken können. Dazu gehört auch ein Vokabular, um emotionale Stressräume zu dimensionieren, um darüber leichter selbstregulierend wirksam werden zu können.

Zusammenfassend erschließen wir neben der medizinischen Notwendigkeit aktuelle und zukunftsrelevante Handlungsfelder von herausragender Bedeutung über bereits umsetzbare Möglichkeiten, aus der COVID-19-Pandemie zu lernen und mithilfe der gewonnen Erkenntnisse Impulse für gesamtgesellschaftliche Herausforderungen zu geben. Daraus sollen in inter- und transdisziplinären Settings auch Empfehlungen abgeleitet werden für eine zukünftig bessere Vernetzung von Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention.

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